Solidaritätserklärung von Kritik & Praxis Frankfurt
Die Automobilbranche und auch das Unternehmen Opel befindet sich seit Jahrzehnten in einer strukturellen Krise. Die letzte Überproduktions- und Absatzkrise von 2008f. machte deutlich, dass die Probleme in den Unternehmen wie Opel keine von schlechter Führung sind, sondern in der kapitalistischen Konkurrenz und der Mehrwerproduktion liegen. Auf die Krise von Opel reagierte die IG Metall mit der Einführung von Kurzarbeit, das Unternehmen mit der Entlassung von Leiharbeiter*innen und Rationalisierungswellen und der Staat mit der Einführung der Abwrackprämie. Steuergelder wurden benutzt, um Teile des Lohns und den Neukauf von Privatautos zu finanzieren, damit das in die Krise geratene Kapital nicht abwandert. Belegschaften und ihre Angehörigen mussten hingegen den Gürtel enger schnallen, damit die Flexibilisierung der Produktion funktioniert. Nachdem die Belegschaften sich zu dem defensiven Durchhaltekurs bewegen ließen, wurde das Werk Bochum dennoch Ende 2014 geschlossen und tausende Menschen entlassen. Jetzt ist Eisenach dran.
Der Kapitalismus ist schlichtweg zu produktiv geworden und seine unternehmerischen Rationalisierungswellen machen immer mehr Menschen überflüssig. Industrie 4.0 grüßt herzlich. Die Belegschaft in Eisenach weiß, dass sie als nächstes auf der Liste der zu streichenden Betriebe stehen. Der Widerstand in einem Werk ist angesichts der internationalen Beweglichkeit des Kapitals aussichtslos – das hat Bochum 2014 schmerzhaft gezeigt. Die Opel-Standorte müssen sich über die bundesdeutschen Grenzen autonom vernetzen, so wie dies 2004 beim wilden Streik in Bochum geschah. Dieser Streik funktionierte an Gewerkschaft und Betriebsrat vorbei durch die Initiative einzelner und stieß auf große Solidarität. In Bochum gingen 15.000 Menschen auf Solikundgebungen und in allen europäischen Standorten gab es Solidaritätsaktionen für den wilden Streik und gegen die Schließung und drohende Massenlassungen. Dieser Erfahrung muss gefolgt werden und Wettbewerbskorporatismus und Standortnationalismus genauso vehement zurückgewiesen werden wie der Rassist Bernd Höcke, wenn erfolgreich gegen das Unternehmen Opel und die Logik von Profitmaximierung gekämpft werden will.
Wir wünschen der Opel-Belegschaft in Eisenach alles Gute für den zukünftigen Arbeitskampf und danken ihnen für ihr beherztes Eingreifen gegen Nationalismus und Rassismus.
Klassenkampf kennt kein Vaterland, nur globale Solidarität!
Nationalismus ist keine Alternative!
Solidarität mit der Opel-Belegschaft in Eisenach!