In Weißensee kam es in den vergangenen Wochen zu Flyersteckaktionen gegen den Lichtenberger AfD-Funktionäre Marius Radtke, der im Kiez eine Zahnarztpraxis betreibt. In Folge des Outings fordern einige Ärzte nun Radtkes Rücktritt als Vorstandsvorsitzender der „Kassenzahnärztlichen Vereinigung“. Für das Flugblatt wurde unser Anti-AfD-Flyertext verwendet. Im Folgenden dokumentieren wir einen Bericht zu der Aktion von Indymedia Linksunten.
Dr. Marius Radtke, der eine Praxis in der Pistoriusstraße 8 in Berlin-Weißensee betreibt, ist nicht einfach nur Zahnarzt: Als Bezirksvorsitzender der AfD in Lichtenberg propagiert er öffentlich die rassistischen, unsozialen und antifeministischen Positionen seiner Partei. Als Delegierter der Berliner AfD vertrat er den Landesverband beim AfD-Bundesparteitag 2015. Lange vor seinem Eintritt in die AfD war er Mitglied im bis 2000 bestehenden, rechtsradikalen „Bund Freier Bürger“. Die menschenverachtenden Ansichten der AfD stehen im deutlichen Widerspruch zur ärztlichen Verpflichtung, eine unvoreingenommene Versorgung aller Menschen sicherzustellen. Doch damit nicht genug: Radtke ist auch Vorstandsvorsitzender der „Kassenzahnärztlichen Vereinigung“, welche die Zahnärzte Berlins nach außen vertritt.
Einige Antifa-Aktivist_innen nahmen dies zum Anlasss, seine potentiellen Patient*innen in der Nachbarschaft mit Anwohner*innenflyern über seine rechten Umtriebe aufzuklären und vor ihm zu warnen. Die Grundlage für das Flugblatt lieferte hier ein bereits bestehender Flyertext der Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“. Diverse Flyer wurden parallel dazu an Zahnarztpraxen in Weißensee, Pankow und Prenzlauer Berg verschickt, mit der Bitte Radtke keine Patient*innen mehr zu überweisen.
Ein erster Erfolg stellte sich erstaunlich schnell ein. Bereits wenige Tage nach den Aktionen berichtete die „Berliner Zeitung“ am 21.04.2016, dass die „Initiative unabhängiger Zahnärzte“ in Berlin einen offenen Brief verfasst hat, mit dem Ziel Radtkes Rücktritt im Rahmen der „Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlins“ zu bewirken. Wie es in dem Brief heißt, vertrete Radtke „politische Positionen, die dem Ansehen der Berliner Zahnärzteschaft in der Öffentlichkeit, in der Zusammenarbeit mit anderen Körperschaften und dem Berliner Senat schweren Schaden zufügen“.
Somit ist klar, dass die Aktion, die im Rahmen der Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“ stattfand, als Erfolg zu werten ist. Die rechten Ansichten, Äußerungen und Aktionen der AfD scheinen nicht überall in der Gesellschaft so legitim, als dass sie unwidersprochen von jedem*jeder hingenommen werden.
Eine Offenlegung der Aktivitäten und Ansichten von einzelnen Mitgliedern der Partei kann Probleme, Stress und sogar berufliche Konsequenzen für sie nach sich ziehen.
Lasst deswegen nicht locker – viele gute Aktionen haben stattgefunden, viele weitere werden folgen. Lasst uns der AFD zeigen, dass für ihre deutschtümelnde Hetze weder in Berlin, noch sonst wo Platz ist.
– Deutschland den Zahn ziehen!
– Nationalismus ist keine Alternative!
– No AfD!