Oder: Was tun, wenn die AfD sich breit machen will?
AfD-Infostände in deiner Stadt? Podiumsdiskussionen zur Kommunalwahl, auf denen AfD-Politiker*innen Rassismus, Antifeminismus & Co. einem bürgerlichen Publikum schmackhaft machen können? AfD-Bürgerdialoge in deiner Stadthalle?
Im September finden in NRW wieder Kommunalwahlen statt. Auch die AfD leckt sich die Finger nach (weiteren) Mandaten in den Stadt- und Kreisräten, in den Bezirksvertretungen und Institutionen wie dem Ruhrparlament. Mit der Nähe zur Basis, Möglichkeiten zur lokalen Einflussnahme und dem Zugang zu finanziellen Mitteln, spielt die kommunale Verankerung für die AfD als treibende Kraft des Rechtsrucks eine entscheidende Rolle. Als Antifaschist*innen tun wir also gut daran, die AfD bei aller berechtigten Kritik an Parlamenten aus eben diesen heraus zu halten. Wir möchten Dir hier einen kleinen Überblick darüber geben, was du tun kannst, wenn du vor Ort gegen die AfD aktiv werden willst. „Nationalismus ist keine Alternative“ ist eine Mitmachkampagne. Je mehr Menschen sich beteiligen, umso erfolgreicher werden wir.
Schritt 1: Informationen sammeln
Die AfD kommt also in deine Stadt. In der Zeitung liest du, dass die Rechten z.B. eine Wahlveranstaltung in irgendeinem Veranstaltungsraum ankündigen. Was kannst du tun? Der erste Schritt ist es, sich anzuschauen, wer genau was macht. Handelt es sich z.B. um eine Veranstaltung des örtlichen Kreisverbands? Wer sitzt dort im Vorstand? Sind Redner*innen angekündigt? Sich über die beteiligten Funktionär*innen der Partei schlau zu machen, kann hilfreich sein für eine weitere Auseinandersetzung und wenn du andere davon überzeugen willst, dass die AfD hier nichts zu suchen hat.
Schritt 2: Verbündete suchen
Auch alleine lässt sich manchmal einiges reißen, aber besser funktionieren doch viele Dinge, wenn wir sie mit anderen zusammen machen. Das gilt auch für Aktionen gegen die AfD. Kennst du in deiner Clique, deinem Viertel, deinem Handballverein Leute, die auch keine Lust auf rechte Veranstaltungen haben? Kennst du Gruppen oder Institutionen, die dein Anliegen vielleicht unterstützen würden? Dann setzt euch zusammen und überlegt euch, was ihr gegen die AfD machen wollt. Eventuell seid ihr anderer Meinung. Das muss nichts Schlechtes sein, denn manchmal führen mehrere Wege zum Ziel. Und wenn viele Akteur*innen auf vielen Wegen versuchen, der AfD zu schaden, ist das meist eher Gewinn als Verlust.
Schritt 3: Welle machen!
Ein paar Beispiele, was du nun so alles machen kannst:
Flyer verteilen
Eine gute Möglichkeit, viele Menschen auf deine Kritik an der AfD aufmerksam zu machen, ist das Verteilen von Flyern. Die kannst du professionell drucken lassen oder auch am eigenen Drucker herstellen. Wie bereits erwähnt wurde, ist NIKA NRW auch eine Mitmach-Kampagne. Für deine Flyer o.Ä. kannst du also auch das NIKA-Logo benutzen. Außerdem sollten auf deinen Flyern noch ein*e Verantwortliche*r im Sinne des Presserechts (ViSdP) mit Name und Anschrift stehen. Das kann z.B. Petra Müller aus der Schillerstraße 6 des Nachbarorts sein.
Flyer eignen sich hervorragend, um zum Beispiel ein paar Tage vorher auf eine Kundgebung gegen eine AfD-Veranstaltung hinzuweisen. Du kannst aber auch einfach so Flyer in die Briefkästen deines Viertels werfen oder irgendwo auslegen, um vor der Kommunalwahl darauf aufmerksam zu machen, dass die AfD eben keine Alternative ist oder du verteilst sie an Passant*innen in der Innenstadt, etwa wenn dort ein Infostand der Partei stattfindet.
Hinweis: Denkt daran, dass das direkte und persönliche in-die-Hand-drücken von Flyern aufgrund der Coronapandemie häufig nicht erlaubt ist. Ihr findet aber bestimmt kreative Methoden, um dieses Problem zu lösen.
Aufkleber
Mit Aufklebern kannst du ebenfalls deine Botschaft gegen die AfD transportieren. Aufkleber – auch solche gegen die AfD – kannst du bei vielen linken Onlineshops bestellen oder du druckst selber welche. Vorlagen für Aufkleber zum Selberbestellen findest du im Internet. Bei unseren Freund*innen von NIKA Bayern findest du ein paar schicke Beispiele und NIKA Sachsen hat sogar einen eigenen Sticker-Generator.
Plakate kleben
Ähnlich wie Flyer kannst du auch Plakate drucken und aushängen oder verkleben. Alles was du zum Plakatieren brauchst: Kleister, ein Behälter für den Kleister, ein Quast und die Plakate selbst. Bis auf die Plakate bekommst du alles davon zum Beispiel im Baumarkt. Den Kleister kannst du auch durch anderes klebendes Zeug wie Klebeband oder Sprühkleister ersetzen. Gewöhnlicher Kleister hat sich aber für die meisten Anlässe als das beste Mittel erwiesen.
Plakatieren gehst Du am besten nachts und nach Möglichkeit nicht alleine. Das fällt unter Sachbeschädigung und kann auch mal teuer werden. Zu zweit könnt ihr besser auf euch aufpassen.
Graffiti
Das Stadtbild lässt sich auch noch auf anderen Wegen mit Botschaften gegen die AfD füllen. Ein Beispiel dafür sind Graffiti. Du kannst dir entweder eine Dose schnappen und einfach drauf los malen oder du bastelst dir vorher aus Pappe oder einem anderen Material eine Schablone dafür (Stencil). Vorlagen für solche Stencils findest du ebenfalls hier. Anleitungen für das Erstellen eigener Stencils (Link zu Twitter) und Tipps zum Sprühen finden sich massenhaft im Internet. Du kannst diese auch benutzen, um damit Stoffbeutel oder Maleranzüge (eines der Markenzeichen der NIKA-Kampagne) zu bemalen.
Beim Sprühen solltest du allerdings beachten, dass das – bis auf wenige Ausnahmen – illegal ist, weshalb Du auch hier darauf achten solltest, dich nicht erwischen zu lassen. Ansonsten kannst Du aber auch mit Sprühkreide antirassistische Parolen auf den Boden malen. Die verschwindet nur beim nächsten Regen wieder.
Bannerdrops
Eine weitere Aktionsform, die auch mit wenigen Personen zu stemmen ist, sind Bannerdrops. Dabei hängst du ein bemaltes Stück Stoff im öffentlichen Raum auf. In der einfachen Variante nimmst du dir z.B. ein altes Laken und eine Farbsprühdose und sprühst einen prägnanten Spruch darauf. Dann suchst du dir einen Ort, der deinen Vorstellungen entspricht (Soll das Banner möglichst lange hängen? Sollen es möglichst viele Leute sehen?) und befestigst das Banner z.B. mit Kabelbindern.
In der fortgeschrittenen Version, kannst du dein Banner auch richtig ausmalen. Am PC kannst du dir ein Motiv basteln, dass du nachmalen willst. Dann hängst du den Stoff an eine Wand und projizierst mit einem Beamer das Motiv auf dein zukünftiges Banner. Mit einem Bleistift zeichnest du den Rand von Buchstaben und Symbolen nach und anschließend kannst du den Stoff abnehmen und mit Farbe das Motiv ausmalen. Das sieht oft nochmal wesentlich schicker aus, ist aber auch aufwändiger. Denk daran unter den Stoff Zeitung oder Ähnliches zu legen, damit die Farbe nicht den Boden darunter vollsaut. Wenn du fertig bist, solltest du das Banner vor dem Einsatz noch eine ganze Weile trocknen lassen. Statt Stofflaken kannst du natürlich auch anderes Material wie Tapeten benutzen. Die sind häufig weniger stabil, lassen sich dafür aber auch plakatieren.
Banner kannst du natürlich auch für andere Dinge benutzen. Du kannst sie zum Beispiel zu Protesten gegen die AfD mitnehmen. Auch für Banner haben wir dir einige Motivvorlagen vorbereitet, die du gern nutzen kannst.
Die Räume nehmen
Wenn die AfD für eine Veranstaltung private Räume (z.B. eine Gaststätte) angemietet hat, kann es sich lohnen, dort nachzufragen, ob bekannt ist, wer sich da einquartieren will. Ihr könnt bei der Gelegenheit auch darauf hinweisen, dass ihr gar nicht cool findet, dass dort Rechte ihre Veranstaltung durchziehen dürfen. Im Idealfall wussten die Besitzer*innen nicht, an wen genau da Räume für eine Veranstaltung vermietet wurden und setzen die AfD vielleicht sogar vor die Tür.
Bei städtischen Räumen ist das oft etwas schwieriger. Verwaltungen berufen sich häufig darauf, dass sie rechtlich dazu verpflichtet seien, auch an die AfD zu vermieten. Das mag stimmen, heißt aber nicht, dass wir nicht scheiße finden dürfen, dass Rassist*innen in städtischen Räumen hetzen dürfen, nur weil sie von genug anderen Rassist*innen vorher in irgendein Parlament gewählt worden sind.
Manchmal kann auch ein offener Brief, also eine gemeinsame Stellungnahme, die von vielen Personen und Organisationen unterzeichnet wird, sinnvoll sein. Als Einzelperson wird euer Protest vielleicht von der Stadt oder Wirt*innen ignoriert. Wenn aber viele gemeinsam erklären, dass sie nicht damit einverstanden sind, dass die AfD Räume bekommt und im Zweifel dagegen protestieren werden, wird das eher gehört.
Gegenprotest organisieren
Wenn ihr eine Veranstaltung der AfD nicht unkommentiert lassen wollt, könnt ihr auch vor Ort Protest organisieren. Das ist zum Einen sehr unangenehm für die AfD. Denn auch wenn man dort gerne rassistisch und nationalistisch ist, bekommt man das nicht so gerne gesagt. Die AfD setzt darauf, als eine „Partei wie jede andere“ wahrgenommen zu werden. Ihre Positionen würden dann als legitimer Teil des demokratischen Diskurses gelten und Menschen können sich leichter dazu bekennen. Wenn gegen sie protestiert wird, wird damit deutlich gemacht, dass viele Menschen die AfD aber eben nicht für „normal“ halten und sie mit Widerstand zu rechnen hat. Zum Anderen verhindert ihr durch Gegenprotest, dass nur die Position der AfD im öffentlichen Raum präsent ist. Bei einem Infostand in der Innenstadt etwa haben AfDler*innen die Möglichkeit, Passant*innen ihre menschenfeindlichen Parolen in hübschen Flyern zu präsentieren. Wenn aber in der direkten Nähe eine Gegenkundgebung stattfindet, können sich Passant*innen direkt über eure Gegenargumente informieren. Die Chance, dass nur der Bullshit der AfD bei den Leuten hängen bleibt, wird geringer. Damit eure Positionen besser verbreitet werden, lohnt es sich im Rahmen eines Gegenprotests Flyer anzubieten oder Redebeiträge über ein Megaphon oder Ähnliches zu verlesen. Schilder, Banner oder gerufene Parolen können auch helfen, eure Botschaften zu transportieren, bieten aber in der Regel nur eingeschränkten Platz.
Ihr könnt alle möglichen Formen von Gegenprotest organisieren: Von Standkundgebungen über Demonstrationen bis hin zu eigenen Infoständen. Tipps und Hinweise zum Anmelden von Versammlungen findest du z.B. hier oder hier. Wissenswertes rund um’s Organisieren könnt ihr in diesem lesenswerten Antifa 1×1 unter dem Abschnitt ‚Demonstrationen‘ finden. Im Zweifel lohnt auch eine Nachfrage bei linken Gruppen in eurer Nähe.
Meldet euch auch gerne bei uns! Wir können nicht garantieren zu kommen, aber auf jeden Fall pushen wir eure Veranstaltung.
Kreative Aktionen
Es gibt noch viele andere Dinge, die du tun kannst. In manchen Städten haben Aktivist*innen AfD-Infostände abgeschirmt, indem sie symbolische Mauern davor aufgerichtet haben(1, 2) oder diese mit Flatterband und Transparenten als „Tatort: Rassismus“ ausgewiesen haben(1, 2). Du kannst dich mit einem Müllbeutel in der Nähe hinstellen, damit Passant*innen dort ihre AfD-Flyer, die ihnen in die Hand gedrückt wurden, wieder wegwerfen können. Es gibt haufenweise Möglichkeiten. Wenn du dich ein wenig durch die Kampagnenseite von NIKA klickst, findest du eine Menge Berichte von solchen und anderen Aktionen.
Achte aber bei allem was du tust auf die Sicherheit von dir, deinen Mitstreiter*innen und anderen. Mögliche Gefahren können dabei unter anderem von wütenden AfDler*innen aber auch von Polizist*innen ausgehen. Tipps zum Umgang mit staatlicher Repression könnt ihr euch u.a. bei der Roten Hilfe abholen (was tun wenn’s brennt).
Schritt 4: Dokumentieren
Nicht über jede Gegenaktion berichtet die Presse. Es kann aber sinnvoll sein, dass sich irgendwo nachlesen lässt, was alles passiert ist. Eventuell kannst du mit deinen Aktionen andere Menschen dazu motivieren, selbst aktiv zu werden. Manchmal hat man das Gefühl, machtlos zu sein und nicht zu wissen, was man z.B. gegen eine rechte Veranstaltung im eigenen Stadtteil tun kann. Dann kann es hilfreich sein, zu sehen, dass es auch andere im Stadtteil gibt, die ein Problem damit haben. Du kannst auch Menschen in anderen Städten zeigen, dass man die Versuche der AfD, ihren Einfluss auszubauen, nicht einfach hinnehmen muss. Vielleicht finden andere deine Aktion so gelungen, dass sie in ihren Orten Ähnliches versuchen.
Bei der Dokumentation solltest du aber auch ein paar Dinge beachten. Wenn die Aktionen, die du gemacht hast, illegal waren, solltest du dich z.B. eher nicht über deinen privaten Instagram-Account dazu bekennen. Wenn du Bilder hochlädst, solltest du z.B. sogenannte EXIF-Daten entfernen. Die geben z.B. Aufschluss darüber, wann und wo mit welchem Gerät ein Foto gemacht wurde. Für das Entfernen dieser sogenannten Metadaten gibt es eine Reihe von Tools. (Detaillierte Infos findest du dazu auf der Seite von Systemli)
Wenn du irgendwo etwas zu deiner Aktion veröffentlichen willst, gibt es z.B. Plattformen, auf denen anonym Text veröffentlicht oder Bilder hochgeladen werden können. Gerne kannst du auch uns auf gelaufene Aktionen in deiner Gegend aufmerksam machen und wir verbreiten das.
Auf unseren Kanälen kannst du dich auch über Aktionen gegen die AfD auf dem Laufenden halten. Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinen Unternehmungen!