Am 21.03. kündigte die AfD Flensburg ihren Wahlkampfauftakt für die Landestagswahlen in Schleswig-Holstein an. Als prominente Gastrednerin wurde Beatrix von Storch angekündigt. Da die AfD in Flensburg selber keine Veranstaltungsräume mehr findet und auch im Umland bereits Veranstaltungen der AfD verhindert wurden musste sie von Anfang an möglichst klandestin auf das Umland ausweichen. Mit dem Hotel Ostsee Windmühle in Westerholz scheint die mühselige Suche der AfD nun ersteinmal beendet zu sein. Hier haben sie einen Ort gefunden, der sie mit offenen Armen empfängt. Gerüchteweise plant die AfD dort auch zukünftige Veranstaltungen.
350 Menschen auf Gegenkundgebung
Bereits ab 16:00 sammelten sich Antifaschist*innen vor der Zufahrt zum Hotel. Zuvor war von der Antifa Flensburg zur Blockade der Veranstaltung aufgerufen worden. Auch zahlreiche Anwohner*innen waren bereits zu diesem Zeitpunkt vertreten. Um 17:00 war dann eine Kundgebung des Bündnis buntes Flensburg und von Aufstehen gegen Rassismus angekündigt und so wuchs die Teilnehmer*innen-Zahl schnell auf mindestens 350.
Die Blockade der Antifaschist*innen sorgte für den Zeitpunkt schon dafür, dass die Inhaberin des Hotels nicht mit dem Auto zu ihrer Lokalität fahren konnte. Bei dieser Gelegenheit offenbarte sich auch deutlich, dass sie der Veranstaltung der AfD positiv gegenüber stand – es gab keinerlei Rechtfertigungsversuche ihrerseits und die Ausrede, dass sie die Veranstaltung ‚des Geldes wegen‘ mache, wirkte angesichts ihres Verhaltens mehr als unglaubwürdig.
Seitlich der Zufahrtsstraße zum Hotel sammelten sich eher bürgerliche Antifaschist*innen, vorne an der Straße wurde weiterhin versucht zu blockieren – und dies angesichts der Umkehr einiger AfDlerInnen auch durchaus erfolgreich. Die wenigen AfDler (insgesamt ca. 40) konnten nur durch einen Walk of Shame zu ihrer Veranstaltung gelangen. Aus dieser Sicht ein durchaus erfolgreicher Tag, an dem verschiedene Protestformen gut nebeneinander stehen konnten. Während der Rede von Storch spielte dann draußen vor der Tür noch eine spontan gegeründete Noise-Band mit 2 Schlagzeugen, um den Mist der AfD zu übertönen.
Polizei kompensiert Inkompetenz durch Unverhältnismäßigkeit
Negativ bleibt die Rolle der Polizei anzumerken. Diese war mit einem vollkommen überzogenem Aufgebot von 170 PolizistInnen vor Ort. Gleich zu Beginn wurde die Blockade der Antifa durch die Polizei mit massiver Gewalt geräumt. Diese Räumung erfolgte schon nach der zweiten Durchsage und war dadurch rechtswidrig. Bei dieser Auseinandersetzung riß die Polizei einen Demonstranten an der Kapuze aus der Blockade und stieß ihn mit einen Faustschlag in den Magen zu Boden. Er musste ambulant behandelt werden – Resultat: Kehlkopfschwellung und stumpfes Bauchtrauma. Verletzungen die sicher nicht durch einen „Sturz“ entstehen, so wie die Polizei es in ihrer Pressemitteilung versucht zu verkaufen.
Im folgenden hin und her auf der Zufahrtstraße zeigte sich weiterhin eine deutliche Inkompetenz der Polizei, die durch falsch laufende Polizeieinheiten, falsch aufgestellte Gitter und einen schreienden Befehlsinhaber durchaus amüsant anzuschauen war. In mehreren Rangeleien verloren PolizistInnen unter anderem 1x Helm, 1x Hut und 2x Schlagstock. Diese Desorganisation versuchte die Polizei durch massive Gewalt zu überspielen und griff mehrfach unverhätlnissmässig Demonstrant*innen an. Am Ende der Veranstaltung musste die Polizei noch einmal zeigen, worin sie besonders gut sind und schikanierte Antifaschist*innen mit Verkehrskontrollen bei der Abreise.
Die Reste der antifaschistischen Kundgebung wurden dann – trotz einer zahlenmässigen Unterlegenheit gegenüber der Cops von 1:10 – zur „Gefahrenabwehr“ gekesselt. Bei dieser Gelegenheit wurden zwei Antifaschist*innen über den Acker gejagt mit dem Resultet einer gestauchten Hand (mit Verdacht auf angerissene Bänder) und einer Anzeige wegen angeblicher Körperverletzung an einem Polizisten während der Räumung der ersten Blockade (die zu diesem Zeitpunkt schon 4 Stunden her war). Merkwürdigerweise taucht in der Polizei-Pressemitteilung gar kein verletzter Beamter auf.
Nationalismus ist keine Alternative
Wir werden den Wahlkampf der AfD auch weiterhin begleiten und ihn wo immer möglich zum Desaster machen! Es bleibt dabei: Rassist zu sein darf keine Freude bereiten!