Im Folgenden dokumentieren wir unseren im Jahr 2019 erschienen Aufruf zur bundesweiten #unteilbar-Demonstration in Dresden:
Die neuen Faschist*innen, die Reaktionären und die Konservativen haben vor vielem Angst. Vor einer Jugendbewegung, die mit Vehemenz eine andere Klimapolitik fordert. Vor Migration, die die altbekannte Gesellschaft verändert. Vor Künstler*innen, die plötzlich die richtigen Fragen stellen. Und ganz besonders Angst haben sie vor dem Feminismus, der ihre Lebensweise bedroht und die Welt auf den Kopf stellt. Von der AfD-Politikerin über den Neonazi bis zum konservativen Familienvater teilen die Rechten altmodische Vorstellungen von Familie, das Festhalten an ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ Geschlechterrollen, sowie das Bedürfnis nach einer hierarchisch organisierten Gesellschaft. Da das alles vom sogenannten Genderismus und dem feministischen Mainstream angegriffen wird, fühlen sie sich mit dem Rücken zur Wand. Und das zu Recht!
Denn unser Feminismus ist eine Kampfansage an den neuen Faschismus und seine gesellschaftlichen Grundlagen. Wir möchten nicht in Kleinfamilien veröden, sondern kollektiv zusammenleben. Wir wollen weder, dass der Haushalt von Frauen* noch von Migrant*innen geschmissen wird, sondern solidarische Formen der Arbeitsteilung entwerfen. Wir wollen über unsere Körper selbst bestimmen; selbst darüber entscheiden, ob wir Kinder bekommen und wie wir aussehen wollen. Wir können die tägliche physische und psychische Gewalt gegen Frauen nicht länger aushalten, sondern wollen eine Welt schaffen, in der niemand unter dem Patriarchat leiden muss!
Jedoch, mit ihrer Selbtstdarstellung als ‚konservativer Rebellin‘ rückt die AfD die hiesige Gesellschaft in ein Licht, dass sie nicht verdient. Denn leider leben wir in keiner Antifa-Republik – und eine allmächtige feministische Lobby gehört trotz großer Anstrengungen weiterhin in das Reich der Phantasie. Obwohl die mutigen Kämpfe feministischer Bewegungen in den letzten Jahrzehnten einiges an unseren Lebensrealitäten verbessert haben, wurden viele ihrer emanzipatorischen Forderungen neoliberal vermarktet und ordnen sich nun oft perfekt in die veränderten Anforderungen des Kapitals ein. Und einiges hat sich immer noch nicht geändert: Zwar hat sich der Feminismus nun schon längst in der Popkultur etabliert – trotzdem bleiben sexistische Gewalt und Rollenbilder in weiten Teilen der Gesellschaft unangetasteter Konsens.
Unsere feministische Praxis richtet sich daher sowohl gegen die neuen faschistischen Bewegungen wie die AfD als auch gegen den bürgerlichen Staat und den Sexismus der Mitte. Unsere Lebensrealitäten, unsere täglichen Kämpfe, unser Überleben in einer sowieso schon feindlichen Gesellschaft sind kein „Genderwahn“ und auch keine Luxusprobleme! Wir wissen selbst am besten, was gut für uns ist: eine Gesellschaft ohne patriarchale Zurichtung und sexistische Gewalt. Eine Gesellschaft, in der wir solidarische und emanzipatorische Lebensentwürfe entwickeln können, ohne diese ständig gegen Rechts und den Zugriff des Staates verteidigen zu müssen! Es liegt an uns, Kräfte zu bündeln und uns zu organisieren. Lasst die schlimmsten Albträume der neuen Faschist*innen Wirklichkeit werden und uns gemeinsam eine feministische Zukunft erkämpfen!