Opfermythos
Der 13. Februar ist ein historisches Datum in der Dresdner Stadtgeschichte. Es ist der Tag, als die Allierten Streitkräfte die Stadt bombadierten. Dabei ist, entgegen der Behauptungen der Neonazis, Dresden keine “unschuldige Stadt”. Die “Elbflorenz” war ein strategischer Nachschub- und Versorgungspunkt innerhalb des “Deutschen Reiches” und aufgrund von kriegswichtiger Industrie und Kasernen ein militärischer Stützpunkt der kriegsführenden Wehrmacht. Die Stadt wurde stark getroffen, das historische Stadtzentrum wurde beschädigt und, laut einer von der Stadt Dresden beauftragten Historiker*innenkommission fielen bis zu 25’000 Menschen der Bombadierung zum Opfer.
Die Nazis indes, sprechen von zehn- bis zwanzigmal mehr Toten und versuchen einen Opfermythos zu konstruieren, der das Täter-Opfer-Verhältniss umkehrt.
Kontinuitäten faschistischer Mobilisierung und antifaschistische Gegenwehr
Seit spätetens den 2000ern versuchen organisierte Nazis das Geschehen um den 13. Februar zu instrumentalisieren, mit jährlichen Aufmärschen unter Federführung von Kameradschaften und neonazistischen Parteien soll die Geschichte umgedeutet werden. Insbesondere die Bezeichnung der Bombadierung als “Bombenholocaust” zeigt deutlich, welcher Geschichtsrevisionismus betrieben wird. Die Shoa, die Ermordung von sechs Millionen Jüd*innen, und alle anderen Opfer des Faschismus werden damit gegenüber den deutschen Opfern in Dresden auf eine Stufe gestellt.
2005 war dieser faschistische Aufmarsch zum größten in Europa geworden. 2009 organisierten sich lokale und überregionale Zusammenhänge unter anderem im Bündnis “Dresden Nazifrei!”. In den folgenden Jahren, 2010 und 2011 konnten die Nazis blockiert werden, oder ihre Route erheblich verkürzt werden. Durch die entschlossenen antifaschistischen Interventionen waren die Teilnehmer*innenzahlen der Nazis in den folgenden Jahren rückläufig und der 13. Februar verlor für die überregionale Naziszene an Bedeutung.
Schluss mit Täter-Opfer-Umkehr! 75 Jahre sind genug!
Am 15. Februar 2020 wollen die Nazis also wieder von ihrem “Gewohnheitsrecht” Gebrauch machen und in Dresden marschieren. Es ist damit zu rechnen, dass sie in vierstelliger Zahl sich versammeln werden. Als Anlass dient, dass sich die Bombadierung Dresdens dieses Jahr zum 75. Mal jährt – was auch in der Mobilisierung der Nazis eine zentrale Rolle spielt. Auch vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse der letzten Jahren – verstärkte rassistische Pogrome seit 2015; Nazis in Sicherheitsbehörden; Angriffe auf alternative Kieze wie am 11. Januar 2016 auf Connewitz; die Gründung einer “Soko Linx”; der Aufschwung der “Neuen Rechten” und die Verankerung von rassistischen “Bürgerbewegungen” wie PEGIDA in “der Hauptstadt der Bewegung – Dresden” – sind Zuwächse bei dem faschistischen Aufmarsch zu verzeichnen.
Wir können nicht Hinnehmen, wenn die Mörder von morgen den Mördern von gestern huldigen wollen. Mit warmen Worten, Kirchenglocken, Menschen- und Lichterketten oder Protest in Hör- und Sichtweite werden wir die Nazis nicht stoppen. Wir wollen einen militanten, konsequenten Antifaschismus, der den Nazis ihren Handlungsraum nimmt und ihnen keinen Meter schenkt.
Dem empörten Ruf der Nazis “Wir woll’n marschieren!” setzen wir erfolgreiche Blockaden entgegen.
Naziaufmarsch verhindern! Opfermythos brechen! Die Rechten zu Boden!
Weitere Infos zur gemeinsamen Anreise aus Leipzig informiert auf Twitter bei @platznehmen und @Dresden Nazifrei