Am sonnigen Freitagabend versammelten sich ab 18 Uhr bereits 500 Menschen zu einer Demonstration gegen die Partei „Alternative für Deutschland“ in Paderborn. Diese zog durch die Innenstadt zu einer stationären Kundgebung und wuchs dabei stetig an. Um 19 Uhr begann die Kundgebung der AfD in Paderborn am Rathausplatz mit ca. 200 Teilnehmer_innen, unter ihnen auch ein ehemaliges Mitglied der verbotenen „Heimattreuen deutschen Jugend“.
Im beschaulichen Paderborn, das fußballerisch gerade den Weg in die dritte Liga angetreten hat, fanden sich am Freitag, 13. Mai 2016 etwa bis zu 600 Menschen zu einer Demonstration gegen die AfD zusammen. In der gesamten Innenstadt gab es zusätzlich vier Kundgebungen, die vom Bündnis für Toleranz und Demokratie organisiert wurden und Anlaufpunkt für die Demonstration waren. Die verlief ereignislos, denn die polizeiliche Begleitung hatte an diesem Abend einen entspannten Eindruck hinterlassen. Von 1200 Gegendemonstrant_innen und 500 Anhänger_innen der AfD berichtete sie anschließend in einer Pressemitteilung. Wie sie auf 500 Teilnehmer_innen bei der Kundgebung der Paderborner AfD kommt, ist jedoch fraglich, denn in der Spitze waren es am gesamten Rathausplatz vielleicht 500 Menschen, die sich auch in diversen Lokalitäten aufhielten. Die Fotos sprechen eine eindeutige Sprache, so werden es maximal 300 Teilnehmer_innen gewesen sein, die unter Anderem auch wegen Björn Höcke, dem Landesvorsitzenden der AfD in Thüringen gekommen waren.
Als dieser bei der Kundgebung ankam wurde er bereits mit „Höcke, Höcke, Höcke“-Rufen frenetisch bejubelt. Zunächst sprachen zu den Teilnehmer_innen aber noch diverse andere Funktionäre der „Alternative für Deutschland“. Unter den Teilnehmenden befanden sich rechte Hooligans vom SC Paderborn, die in der Gruppe „Paderborner Domstädter“ bzw. „Ackerjungs“ organisiert sind. Auch die Identitäre Bewegung war zugegen, die ideologisch begeisterte Anhänger_innen von Björn Höcke sein dürften. Kurz nach Beginn der Kundgebung sprach der Versammlungsleiter außerdem eine Ausladung an die neonazistische Partei „Die Rechte“ aus, die sich auch unter den Teilnehmer_innen befanden, aber nicht entfernt wurden. An der Teilnahme könne er nichts unternehmen ließ der Versammlungsleiter auf der Bühne verlauten und hakte das Thema damit für die AfD ab.
In einer Mischung aus den üblichen rassistischen Parolen, „Merkel muss weg“-Rufen und diverser „Kritik“ feierten sich die rund 250 Teilnehmer_innen als sie mehrfach „AfD, AfD“ skandierten. Die Themen Palette war dabei teilweise sogar ausgeprägter als sonst. Der Sprecher des AfD Kreisverbandes Warendorf, Dr. Christian Blex, bemühte sich nicht nur gegen Geflüchtete zu hetzen, sondern auch gegen die Energiewende und „indoktrinierte Sozialpädagogen“. Dabei stieß er beim Publikum aber kaum auf Interesse, maximal die Energiewende, die die AfD entschieden ablehne, denn „Nachts scheint ja keine Sonne“, konnte noch ein zögerliches „Kraft muss weg!“ aus den Teilnehmenden heraus holen. Beim Mangel an Lehrer_innen und seiner formulierten Kritik gab es kaum noch Applaus, selbst die populistischen Parolen zogen hier kaum.
Björn Höcke, geschützt von Ordnern, bei der Abreise
Außerdem sprachen am Abend noch Günter Koch, Sprecher des Kreisverbandes Paderborn und Thomas Röckemann, Kreissprecher Minden-Lübbecke. Das „Highlight“ war Björn Höcke, der erneut unter frenetischen „Höcke, Höcke, Höcke!“-Rufen zur Bühne geleitet wurde. Mit seiner Rede überraschte er niemanden, er lehnte sich an Verschwörungstheorien an, sprach von „fremd bestimmten Politikern“ und das er sein „Deutschland zurück haben“ wolle. Es sollen wieder Denkmäler gesetzt werden in Deutschland, Mahnmale gäbe es zu Genüge. In einem Artikel des WDR wurde die Rede von Höcke gut zusammen gefasst.
Klar ist am Ende der Kundgebung, dass Björn Höcke die extreme Rechte vereinen will und daran arbeitet dieses Vorhaben umzusetzen. Er ist das was sich viele sich von dieser Partei wünschen: eine Führungsfigur, die keine Berührungsängste zu Neonazis hat, diese wohlwollend unterstützt und in seiner Rechtsaußen-Partei zum Rechtsaußenflügel gehört.
Identitäre stören die Rede eines Geflüchteten
Nach seiner Rede wurde die Versammlung für beendet erklärt, einige Identitäre hielten sich eine ganze Zeit lang in der Nähe einer Gegenkundgebung auf, zeigten dabei immer wieder mit ihren Fingern in Richtung einiger Teilnehmer_innen und verabschiedeten sich während der Rede eines Geflüchteten mit der Parole „Heimat, Freiheit, Tradition, Multikulti Endstation!“. Die Polizei reagierte nicht darauf, obwohl sie sonst so sehr darauf bedacht ist jeglichen Protest von Versammlungen fern zu halten, nur nicht den Protest den Nazis äußern. Mit dieser Parole, dem Verhalten der Polizei und den wütenden Gegendemonstrant_innen war der Abend gut zusammen gefasst. Die Situation war bezeichnend für die politische Lage in Deutschland.
Weitere Fotos findet ihr hier.
Bericht via Sechel